Ratgeber Dispo gekündigt

Ratgeber "Dispo gekündigt"

Dispo gekündigt - Ratgeber In den letzten Jahren ist das Bankgeschäft aller Banken wesentlich schwieriger geworden, weil viele neue Herausforderungen bewältigt werden müssen. Manchen dieser Herausforderungen kann die Bank durch interne Maßnahmen begegnen, manche haben allerdings leider direkte Auswirkungen auf die Kunden - wie der oft automatisierte Ablauf "Dispo gekündigt". Der im Wahlkampf und in der politischen Landschaft immer wieder genutzte Begriff der "Bankenregulierung" greift dabei direkt auf die Bankkunden durch: Die Banken müssen Kredite mit mehr eigenem Kapital hinterlegen und sich genauer die Risikos der Geschäfte ansehen. Leider gehört dazu auch die regelmäßige Prüfung der gewährten Rahmenkredite, wie beispielsweise der Privatkunden-Dispositionskredite.

1. Schritt: Die Handlungsweise der Bank verstehen lernen

Um eine plötzliche Zahlungsunfähigkeit der Bank zu vermeiden, wie sie vor Jahren mal bei der Barings Bank in London aufgetreten ist, berechnet die Bank täglich die Risikopositionen neu. Dies beginnt beispielsweise bei den Großkrediten für Firmen oder Bauträger und umfasst auch die kleineren Engagements in Dispositionskrediten. Hauptproblem für die Bank ist dabei, dass das Kreditgeschäft nur dann profitabel ist, wenn die Zinsdifferenz zwischen Soll und Haben auch wirklich vereinnahmt werden kann. Kredite, die erst später bedient werden, verursachen enormen Personalaufwand und manchmal auch Zahlungsausfälle. Um die Rückzahlungsquoten bei mehr als 95 % stabilisieren zu können, reduzieren Banken turnusmäßig die Risiken. Gerade bei kleineren Krediten geschieht dies einigermaßen automatisiert: Die eingehenden Monatsgehälter werden mit einem Faktor multipliziert, der den Rahmen für den theoretisch möglichen Dispozins setzt. Je nach weiteren Faktoren (Limitnutzung, beruflicher Status, sonstige Geschäftsverbindung) entscheidet die Bank dann ob dieser Dispositionskredit aufrechterhalten werden kann.

2. Schritt: Selber aktiv mit der Bank Kontakt aufnehmen

Ist die Entscheidung getroffen, dass der Dispo gekündigt wird, dann erreicht Sie als Bankkunde meist ein Brief, der die Veränderung des Dispositionsrahmens ankündigt. Die im Kapitel 1 beschriebene Vorgehensweise wird dann meist etwas zusammengefasst dargestellt, weil die Menschen sich meist nicht für die Details der Bankgeschäfte interessieren. Wenn der Dispositionskredit ganz gestrichen wird und Sie diesen noch benötigen, dann sollten Sie selber aktiv mit der Bank Kontakt aufnehmen. Und nicht erst warten, bis der Dispokredit reduziert wurde und keine Zahlungen mehr von dem Girokonto geleistet werden können.

3. Schritt: Alternativen vorschlagen oder durchsprechen

Problematisch bei der Reduzierung des Dispolimits oder der kompletten Kündigung ist die Kreditart. Der Dispositionskredit ist ein sogenannter laufender Kredit, der von beiden Seiten jederzeit gekündigt werden kann. Die Bank ist deshalb leider im Recht, wenn Sie beispielsweise am nächsten Monatsersten den Dispo halbiert oder in einigen Wochen ganz streichen möchte.

Sehen Sie deshalb in Ihren Unterlagen nach, ob Sie beispielsweise ein anderweitiges Guthaben oder eine private Altersvorsorge bei der gleichen Bank haben. Dies wäre ein gutes Argument zu sagen, dass ja bei der Bank Sicherheiten vorhanden wären. Sie könnten dann vorschlagen, den Disporahmen nicht ganz zu streichen, sondern in einem ersten Schritt zu halbieren.

Ist dies nicht möglich, so könnten Sie die Bank nach einer langsameren Reduzierung des Disporahmens fragen. Schlagen Sie bei einer Reduzierung von 4.000 Euro auf 2.000 Euro beispielsweise vor, diese Reduzierung nicht auf einen Schlag vorzunehmen, sondern auf vier oder fünf Monate zu verteilen. Ähnlich können Sie bei einer Reduzierung auf Null reagieren. Schlagen Sie ein langsames Abschmelzen des Disporahmens vor.

In den meisten Fällen ergibt sich sogar ein außerordentlich konstruktiver Dialog mit den Bankmitarbeitern - insbesondere wenn diese schon länger bei der Bank arbeiten. Diese sehen jeden freiwilligen Vorschlag eines Kunden als positiv an, weil sie oft genug Kreditnehmern wochenlang hinterherrennen müssen.

Wird das langsamere Abschmelzen vereinbart, dann gelten meist auch die bisherigen Konditionen weiter. Bei einer lediglich geduldeten Kontoüberziehung außerhalb des Disporahmens würde oft ein Zinszuschlag berechnet werden.

4. Schritt: Der Entscheidung "Dispo gekündigt" durch Einzahlungen begegnen

An diese Variante denken viel zu wenige Bankkunden. Viele haben beispielsweise auf einer anderen Bank oder aus traditioneller Verbindung zur Post ein niedriger verzinstes Sparbuch. Dann stehen denn oftmals 8, 12 oder mehr Dispozinsen auf der anderen Seite erheblich niedrigere Geldanlage-Zinsen gegenüber. Diso gekündigt kann auch bedeuten, sich von der Zinslast zu befreien. Zahlen Sie also Teile des Dispos sofort aus anderen Guthaben oder Reserven zurück.

Zusammenfassend kann man sagen, dass "Dispo gekündigt" zwar unangenehm ist, aber in vielen Fällen durchaus beherrscht werden kann. Sehen Sie das als negative, unternehmerische Entscheidung der Bank aber nicht als persönliche Herabsetzung. Bei Banken und Finanzen hat vieles mit automatisierten Berechnungen zu tun.

Ratgeber
* Dispozinsen:

Zinsen für den von der Bank erlaubten Dispositionskredit - wenn Sie Ihr Konto überziehen.

** Geduldete Überziehung

Zinsen für geduldete, d.h. nicht vorher genehmigte und über den Rahmen des Dispositionskredites oder Guthabens liegende Kontoüberziehung. Diese Schulden sollten so schnell wie möglich ausgeglichen werden, da die Banken erstens sehr hohe Zinsen verlangen und zweitens diese Überziehung gar nicht erlaubt haben.